Ein Ruck, um sich wieder an Träume zu erinnern
Millionen Menschen lesen Hermann Scherers Bücher und besuchen seine Seminare. Der 1964 in Moosburg an der Isar geborene Coach, Redner und Autor absolvierte eine Lehre als Einzelhandelskaufmann und studierte später Betriebswirtschaft. Beim Lesen seines Buchs „Glückskinder“ kann der Leser gut nachvollziehen, dass Scherer auch ein hervorragender Referent ist. Sein Text ist flüssig geschrieben. Entsprechend hören ihm die Menschen gerne zu. Das liegt auch daran, dass der Autor ein feines Gespür dafür hat, an der passende Stelle überzeugende Beispiele einzufügen. Scherer, so scheint es, hat immer Recht. Es gelingt ihm, dass der Leser immer wieder innehält und sein eigenes Leben reflektiert. Was ist aus den Träumen geworden? Warum ist das Leben nicht so verlaufen, wie ich es mir vorgestellt habe?
Der Zustand des Glücklichseins
„Der Fisch springt nicht an den Haken, das Reh nicht vor die Flinte“, heißt es in Scherers Bestseller. Damit ist bereits ein Kernaussage des Buchs beschrieben. Was beim oberflächlichen Lesen wie eine Binsenweisheit klingt, erweist sich beim weiteren Nachdenken rasch als Knackpunkt. Viele Menschen warten darauf, dass ihnen das Glück in den Schoß fällt. Gerade das Gegenteil macht die Glückskinder aus. Sie wissen, dass auch das Glück gejagt werden will, um den Zustand des Glücklichseins zu erreichen.
Worum geht es in diesem Buch?
Allgemein gesprochen geht es in Scherers Buch um Glückskinder und wie jeder ein Glückskind werden kann. In Wahrheit ist der Inhalt sehr viel komplexer. Nach seiner eigenen Definition ist der Autor ebenfalls ein Glückskind. Andererseits weist er darauf hin, dass es auch das „Glückskind gibt, das nie glücklich war.“ Vielfach ist in ähnlichen Ratgebern vom „positiven Denken“ die Rede, um im Leben glücklich zu werden. Scherer dagegen gesteht in seinem Buch, dass er „leider kein positiver Mensch“ ist. Er bezeichnet sich als „pessimistisch, grüblerisch, kritisch und skeptisch.“ Wie mit solchen Voraussetzungen dennoch ein Glückskind aus ihm werden konnte, beschreibt er verständlich und nachvollziehbar. Er meint nicht das Glück, das einem Menschen per Zufall in den Schoss fallen kann. Glück ist das Ergebnis von Aktivität und Zielstrebigkeit. Seiner Meinung nach verplempern viele Menschen ihr Leben faul und ängstlich, statt beharrlich Chancen zu suchen.
Was sind Glückskinder?
Aus der Sicht des Autors sind Glückskinder „Menschen, die so kompetent sind, dass sie es schaffen, ihren eigenen Willen zu bekommen, dass sie damit niemandem Schaden oder, noch besser, anderen sogar nutzen.“ Glückskinder, so schreibt Scherer an einer anderen Stelle, seien „ausschließlich auf Lösungen fokussiert“ und nicht auf Probleme. Den Rat, den Scherer uns mit seinem Buch gibt, ist der, dass wir das Leben nicht vergeuden sollen. Auch wenn von den Träumen von einst bis zum gegenwärtigen Leben uns das eine oder andere in die Quere gekommen ist, besteht kein Grund zur Resignation. Das Buch kann allen einen Ruck geben, die glauben, Träume und deren Verwirklichung seien nur eine Episode aus der Vergangenheit. Wegen seiner Komplexität, lässt sich Scherers Buch nur schwer beschreiben. Das Loslassen spielt ebenso eine Rolle wie die Abkehr vom Perfektionismus, der letztendlich das Streben nach Glück ausbremst. Wer nicht unglücklich sterben will und mehr über Chancenintelligenz und sozialem Individualismus erfahren will, erhält mit Scherers Buch die adäquate Lektüre.