Felix Mergenthaler

About Me: Früher

Dieser Teil der Geschichte ist für Felix Mergenthaler der mit Abstand Schwierigste.
Er spricht nicht gerne über seine Vergangenheit und schaut selten zurück.
Dennoch gehört dieser Teil zu seiner Geschichte und seinem Weg dazu und deshalb möchte er seine Erlebnisse teilen:
Also beginnen wir von vorne…

Felix Mergenthaler wuchs als kleiner Junge gemeinsam mit seinem Bruder, seiner Mutter und seinem Vater in einer kleinen Wohnung in Winnenden auf.
Da nicht ausreichend Platz für jeden möglich war, teilte sich Felix sein Zimmer zunächst mit seinem kleineren Bruder.
Als sich seine Eltern in seiner frühen Jugend scheiden ließen, überließ ihm seine Mutter – großzügig, wie sie ist – ihr Schlafzimmer und er bekam sein eigenes Zimmer.

Bereits im Kindergarten besuchte Felix den Turnverein und verbrachte fast seine ganze Freizeit in der Sporthalle.
Seine Mutter erkannte früh, dass der Sport ihm Halt im Leben gab und meldete ihn beim Leistungsturnen an.
Dies war der erste Schritt in seine sportliche Kindheit.
Seine Trainingszeiten nahmen zu, er nahm an Wettkämpfen in ganz Baden-Württemberg und sogar deutschlandweit teil.
Regelmäßig fuhr Felix Mergenthaler in das Trainingslager, um seine Leistungen konstant zu verbessern.
Neben dem Turntraining besuchte er wöchentlich noch den Schwimmverein und bereits zum Ende der Grundschule
war er stolzer Besitzer unzählige Medaillen, Pokale und sogar Sportlerehrungen.
Sein sportlicher Ehrgeiz nahm allerdings auch Einfluss auf seine schulische Laufbahn und während alle seine Freunde nach der Grundschule auf das Gymnasium wechselten, wurde Felix empfohlen, seine schulische Ausbildung auf einer Realschule fortzusetzen.

Mit immer längeren Trainingszeiten und stetig wachsendem schulischen Aufwand nahm der Kontakt zu seinen Freunden immer weiter ab.
Als Felix die 6. Klasse besuchte, verletzte er sich und erlitt schwere Atemprobleme, musste das Training und damit seine Leidenschaft von heute auf morgen beenden und besuchte mehrfach eine Lungenfachklinik.
Nachdem seine Lunge vollständig rehabilitiert war, hörte Felix endgültig mit dem Leistungsturnen auf und suchte sich eine neue Sportart.
Dabei trat er dem Leichtathletikverein bei und versuchte sich im Handball, doch schlussendlich hat er seine neue Leidenschaft im Trampolinturnen gefunden.
Diese neu gewonnene Leidenschaft verfolgte Felix Mergenthaler für die nächsten drei Jahren und zeitgleich hat sich sein Privatleben völlig verändert.

Er verlor den Anschluss und den Kontakt zu seinen alten Freunden und war plötzlich umgeben von „falschen“ Freunden.
In der Schule wurde er zum Außenseiter erklärt, und musste sich regelmäßig dem Spott der anderen aussetzen.
Daraus resultierend zog er sich immer mehr zurück und beendete sogar das Trampolinturnen.
Im Jahr 2007 ging die Abwärtsspirale weiter.
Als sein Vater verstarb, veränderte sich Felix Mergenthaler schlagartig.
Darunter litt nicht nur die Beziehung zu seiner Familie, sondern auch seine schulischen Leistungen.
Die 9. Klasse musste er wiederholen und nach diesem Ereignis beschloss er sein Leben zu verändern.
Er bemühte sich wieder Anschluss zu finden, Freunde zu gewinnen und dem Erlebten ein Ende zu setzen.
Er lebte sich in der neuen Klasse ein, verbesserte seine Noten und hatte endlich wieder ein paar Erfolgserlebnisse.

…und dann kam alles noch viel schlimmer…

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Der 11.03.2009 sollte wohl das Datum werden, welches Felix Mergenthaler niemals wieder vergessen wird.
Während des Deutschunterrichts wurde die Tür zu seinem Klassenzimmer geöffnet
und die nächsten fünf Minuten änderten sein Leben erneut.
Er befand sich mitten im Amoklauf der Albertville-Realschule in Winnenden.
Nach diesem Ereignis war nichts mehr wie zuvor.
All die Hoffnung, welche er gerade wieder in die Zukunft hatte, wurden mit einem Schlag erneut zunichte gemacht.

Nach all diesen Erlebnissen begab Felix Mergenthaler sich in Behandlung und brach nach einiger Zeit sogar die Schule ab.

Es folgten viele Monate voller Zweifel, Hoffnungslosigkeit und Angst.
Zum Glück hatte er zu diesem Zeitpunkt eine wundervolle Person kennengelernt, seine damalige Freundin, die ihn so gut es ging aufgefangen hat und ihm half, diese schwere Zeit durchzustehen.
Seine Familie wusste allerdings nicht, wie es mit ihm weitergehen sollte.
Felix veränderte sich, ging auf Partys, konsumierte regelmäßig Alkohol, rauchte Joints und keiner wusste, wohin ihn all das führen sollte.
Nach einiger Zeit hat auch Felix kein Ziel mehr gesehen auf seinem Weg gesehen und versuchte aus eigener Kraft wieder Fuß zu fassen und seinen Realschulabschluss nachzuholen.
Als dann allerdings ein Durstlöscher im Flur explodierte, kamen alle Erinnerungen an den Amoklauf und an das Erlebte wieder hoch und Felix ging von einem auf den anderen Tag nicht mehr in diese Schule.

Sein Umfeld verstand nicht, wieso er die Schule abgebrochen hat, denn er hat nie über seine Erlebnisse gesprochen. Für ihn war es ein Zeichen der Schwäche. Sein Umfeld sah nur das, was im Vordergrund war. Den Jungen, der zwei Mal die Schule abgebrochen hat, der Alkohol trank und der Joints rauchte. Es dauerte also nicht allzu lange, bis Felix Sprüche wie: „Aus Dir Versager wird nie etwas“, „Du landest unter der Brücke, Du Versager“, oder „Deine Familie hat Dich wohl nicht gut erzogen“ anhören durfte.

 

Bei all den Sprüchen hat niemand gesehen, was Felix Mergenthaler zu diesem Zeitpunkt in den vergangenen zwei Jahren durchstehen musste.

Seine psychische Verfassung war labil, regelmäßig erlitt er Panikattacken und musste sich bereits in seinen jungen Jahren das erste Mal mit Depressionen auseinandersetzen.
Auf der Suche nach einer Beschäftigung besuchte Felix gemeinsam mit seiner Mutter zum erste Mal ein Fitnessstudio und verspürte auf Anhieb wieder eine Leidenschaft, welche er schon lange nicht mehr gespürt hatte. 

Felix verbrachte jeden Tag im Studio und trainierte und entfloh dadurch seinem Alltag.
Es folgte eine schwere Zeit in seinem Leben und er war gerade einmal 16 Jahre alt…