Erfolgsmenschen und Pechvögel
Die einen sind im Leben die wahren Überflieger, die anderen legen eine Bruchlandung nach der anderen hin. Der Bestseller Autor Malcolm Gladwell zählt gewiss zu den Überfliegern, denen scheinbar alles, was sie anfassen, zu Gold wird. Der 1963 geborene Gladwell ist nicht nur Verfasser erfolgreicher Bücher, sondern auch ein gefragter Referent und Redaktionsmitglied der Zeitschrift The New Yorker. Mit seinem Buch „Überflieger – Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht“ spricht er sowohl Eltern als auch Führungskräfte an. Aber natürlich lohnt die Lektüre auch für alle anderen.
Wissen und sprachliche Leichtigkeit
Sachbücher vergrätzen in der Regel viele Leser mit ihrem trockenen Stil. Malcolm Gladwell versteht es, Wissen mit einer sprachlichen Leichtigkeit zu komponieren. Es ist nicht übertrieben, von einem Lesegenuss zu sprechen. Das vorliegende Buch hat der Autor in zwei Teile gegliedert. „Überflieger sind jene, denen sich Gelegenheiten eröffnet haben – und die dann die Stärke und Geistesgegenwärtigkeit hatten, diese zu ergreifen.“ Gladwell belässt es nicht bei Aussagen wie dieser. Als guter Geschichtenerzähler versteht er es, dem Leser seine Thesen auf anschauliche Weise zu unterbreiten. Der erste Teil behandelt im Kern, die Frage, wovon Erfolg abhängt. Nach Gladwell hängt Anerkennung nicht unbedingt von der erfolgreichen Person selbst ab. Oft sind es „sich akkumulierende Vorteile“, wie es im Soziologen-Deutsch heißt, also vorhandene Vorteile, die sich von selbst anhäufen. Gladwell unterstreicht diese Feststellung mit einem verblüffenden Beispiel aus der Welt des Sports. Die im Januar geborenen Kinder haben Vorteile gegenüber den Altersgenossen, die erst gegen Ende des Jahres geboren werden. Die Kinder, die im Januar auf die Welt kamen, haben später als Sportler eher die Chance, in einem Elitekader gefördert zu werden. Sie sind körperlich besser entwickelt und haben mehr Zeit zum Trainieren als die Kinder, die im gleichen Jahr später Geborenen. Daraus erklärt sich, dass Kinder, die in der zweiten Jahreshälfte geboren wurden, es statistisch seltener in ein Nationalteam schaffen.
Intelligenz allein reicht nicht aus
Die Gelegenheit erkennen und beim Schopf fassen, ist das eine. Ein Mindestmaß an Intelligenz schadet ebenfalls nicht auf dem Weg zum Überflieger. Gleichzeitig betont Gladwell, dass eine „hohe Intelligenz“ keinen nennenswerten Vorteil bringt. Welchen Stellenwert hat die Erziehung? Der Autor unterscheidet zwischen zwei unterschiedlichen Erziehungsstilen. Die richtige Wahl entscheidet darüber, ob die Kinder sich zu Überfliegern oder zu Bruchpiloten entwickeln. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, um die Spannung nicht zu verderben. Alles Interessante und für Eltern Empfehlenswerte zum Thema Erziehung beschreibt Goldwell im vierten Kapitel. Ein Kapitel weiter befasst der Autor sich mit dem Umfeld und dessen Bedeutung für die Entwicklung eines Menschen. Geburtsschwache Jahrgänge haben es zum Beispiel leichter, auf einer renommierten Universität zu studieren.
Auswirkungen kultureller Prägungen
Die kulturelle Prägung ist ebenfalls ein Faktor, der einen Menschen positiv oder negative beeinflusst. Darüber schreibt Gladwell im zweiten Teil seines Buches. Er vergleicht die kulturellen Einflüsse und die damit verbundenen Kommunikationsbarrieren am Beispiel von Flugunglücken. Matheleistungen setzt er mit Reisanbau in ein verständliches Bild. Die Lektüre ist an keiner Stelle langweilig und bringt jedem Leser einen praktischen Nutzen. Am Ende wissen wir, dass es darauf ankommt, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein und letztendlich die sich bietenden Möglichkeiten zu nutzen